Am 14.05.1856 sammelte der deutschstämmige Apotheker Julius Gollmer die ersten Guppys in Venezuela im Rio Guayre bei Caracas. Er sendete verschiedene Fische konserviert in sechs Sendungen von 1855 bis 1858 an das Zoologische Museum der ehem. Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
Diese Sendungen wurden von C.H. Peters (1815-1883) bearbeitet und 1859 veröffentlicht. Die Originalbeschreibung lautet:
Peters, W. (1859) : Eine neue Art der Gattung Leptocephalus und über einige andere neue Fische der zoologischen Museums. Mber. Königl. Akad. Wiss. Berlin, Juni1859, 411-412.
„9. Juni 1859. Gesammtsitzung der Akademie. Hr, W. Peters legte eine neue von Hrn. Jagor im atlantischen Meere gefangene Art der Gattung Leptocephalus vor und fügte Mittheilungen über einige andere Fische des zoologischen Museums hinzu.
6. Poecilia reticulata n. sp. Grünlichgelb mit einem schwarzen Netzwerk, dessen Maschen den Rändern der Schuppen parallel liegen, am Bauche silbrig. Schuppen in 7 Längs- und in 27 Querreihen; obwohl einiger derselben durchbohrt erscheinen, ist doch keine deutliche Seitenlinie zu sehen. Ganze Länge 39, Höhe 9, Länge des Kopfes 7 Millimeter. D. 8 A. 10. Caracas; in dem Guayre-Flusse von Gollmer gesammelt.“
1861 gelangten einige Tiere aus Barbados in das Turiner Museum. Filippo de Filippi bemerkte eine Abweichung im Bau des Gonopodiums und stellte den Guppy in die eigene Gattung Lebistes. Man nannte den Guppy nun Lebistes poeciloides.
Nun kommen wir zu dem weltweit verwendeten Trivialnamen des Guppys. Rev. Robert John Lechmere Guppy sandte 1866 mehrere Exemplare zum Britischen Museum in London. Albert C. L. Guenther beschrieb die auf Trinidad gesammelten Fische als eigene Art Giardinus guppyi, da er sie nicht für identisch mit Poecilia reticulata hielt.
Durch diese Namensgebung zu Ehren Rev. Robert John Lechmere Guppy’s erhielt der Guppy seinen weltweit bekannten Namen. Dieser Name blieb auch nach der späteren Änderung des wissenschaftlichen Namens erhalten.
Erste farbige Abbildungen der Guppys
Die ersten farbigen Abbildungen von Guppymännchen veröffentlichte 1906 der britische Ichtyologe C. T. Reagan. Seine Guppys stammten auch aus Trinidad, von L. Guppy junior.
C.H. Eigenmann führte zwischenzeitlich (1907) einen neuen Gattungsnamen Acanthophacelus für den Typus Poecilia reticulata aufgrund des abweichenden Gonopodiums ein.
Erst der weitgereiste Capt. J. A. M. Vivipan brachte Licht in das Durcheinander. Er berichtete, dass er auf Barbados Poecilia poeciloides in ungeheuren Mengen fand, auf Trinidad Giardinus guppyi und auf den venezolanischen Festland Poecilia reticulata.
„Ich habe diese drei Arten … einige Jahre im Aquarium gehalten und habe gefunden, dass sie sich leicht untereinander kreuzen. Ich bin sicher, dass alle dieselben Fische unter verschiedenen Namen sind.“
Reagan bestätigte die Arbeit Vipans behielt jedoch den von Filippi geänderten Gattungsnamen bei. Der wissenschaftliche Name des Guppys lautete nun Lebistes reticulata (Peters 1859).
Bei der letzen Revision der Poeciliiden durch Rosen und Bailey (1963) wurden einige selbständige Gattungen mit der Gattung Poecilia vereinigt. Darunter z.B. Mollonesia, Limia, Micopoecilia und Lebistes. So hat der Guppy heute den N amen Poecilia (Lebistes) reticulata Peters 1859, den er bereits vor 104 Jahren von Peters erhalten hatte.
Die ersten lebenden Guppys gelangten 1908 durch die Firma C. Siggelkow, Hamburg. Die Lieferung bestand aus 25 Tieren aus Venzuela, nur drei Tiere waren Männchen. 1909 machte J.P. Arnold die erste Mitteilung über den neuen Aquariumfisch Poecilia reticulata. Er war die letzte Neuheit von 1908. Zu diesem Zeitpunkt waren auch schon die ersten Nachkommen da. 1909, in der dritten Auflage von Das Süsswasseraquarium beschreibt Bade sowohl Girardinus reticulatus als auch Poecilia reticulata.
Girardinus januarius Hens. var. reticulatus (Peters): Grundfärbung bräunlicholiv oder gelblichbraun, dem Bauche zu mehr silbern. Den ganzen Körper und die am Grunde orangenen Flossen überzieht eine tief schwarze Fleckenzeichnung, die bei den einzelnen Exemplaren mannigfach abändert. An den Körperseiten mehr oder weniger deutlich bei einzelnen Exemplaren der für G. jarnuarius charakterliche Fleck. Klare Quellbäche im bergischen Innern von Venezuela, Brasilien.
Der am längsten importierte Kärpfling ist Girardinus januarius, der Einfleck-Kärpfling, zu dem in den letzten Jahren die Varietät reticulatus gekommen ist, die eine wertvolle Bereicherung der Kärpflinge darstellt. Der Fisch wurde als Poecilia reticulata Peters zuerst angeboten, bis er seinen heutigen Namen erhalten hat. … Die richtige Poecilia reticulata soll ebenfalls importiert sein.
Bade, 1909.
Quellen:
Bade, Das Süsswasseraquarium, Verlag Fritz Pfennigstorf, Berlin W. 1909.
Petzold, Der Guppy, A. Ziemsen Verlag, Wittenberg Lutherstadt, 1990.