Neben dem „Ozean auf dem Tische“, der in der englischen Küstenstädten jetzt so allgemeinen Beifall findet, darf sich „der See im Glase“ für die Binnelandsbewohner schon sehen lassen. Beide sind erfreulicherweise Zeichen von dem täglich zunehmenden Geschmack für Natürliches, und neben der Beschreibung des ersten in Nr. 38 des vorigen Jahrg. Der Gartenl. von einem anderen Verfasser, der in Deutschland zuerst Mitteilungen über das Aquarium überhaupt gab, geben wir nun hier eine Beschreibung des „See’s im Glase“ und eine ausführliche Anleitung zu dessen Einrichtung und Abwartung.
Als von England aus der Ozean auf dem Tische oder, wir man das geschmackvolle und lehrreiche Ding auch nennt, das Aquarium, dem Verfasser dieser Mitteilungen zuerst bekannt wurde, hätte er sich an die Stirn schlagen mögen, dass er ein Naturforscher im Dienste der Verallgemeinerung seiner reichen schönen Wissenschaft, nicht längst daran gedacht habe, die seit vielen Jahren von ihm gepflogene Gewohnheit, zu wissenschaftlichen Beobachtungen in großen Gläsern Wassertiere und Wasserpflanzen zu ziehen, zu einem neuen Mittel zu machen, naturwissenschaftlichen Sinn zu wecken und zu pflegen. Die sofort eingeleiteten Veranstaltungen zur Herstellung genügender Glasgefäße und Gestelle haben nach vielfältigen vergeblichen Versuchen erst jetzt zu den gewünschten Ergebnis geführt. (Mit bedankenswerten Eifer war die Glashandlung von Fritzsche und Breiter in Leipzig bemüht, auf Anleitung des Verfassers Süßwasseraquarien herzustellen, so dass sie nun, in diesem hohen Grade der Vollendung wenigstens, unsers Wissens in Deutschland allein und zuerst hervortraten. Für Leipzig und nächste Umgebung besorgen sie das Aquarium mit der Füllung, für auswärts ohne dieselbe.) Und nun ist auch die Wiederkehr des Frühlings beflissen, uns die Gefäße mit Leben zu erfüllen.
Das etwa 20 par. Zoll hohe und 15 Zoll weite Glasgefäß füllt man zunächst am Boden etwa 3 Zoll hoch mit Flusssand. Ein weiteres aus dem Steinreiche zu entlehnendes Erfordernis – denn es vereinigen sich alle drei Reiche im Aquarium – ist eine gehörige Anzahl größerer und kleinerer Stücke von einem Kalksinter, welcher schon längst als Einfassung von Gartenbeeten oder zu Miniaturfelsen auf Blumengestellen in Gebrauch und allgemein bekannt ist.
Dieser schöne Stein, das Erzeugnis kalkhaltiger Quellen aus der jüngsten erdgeschichtlichen Vorzeit, verleiht dem Aquarium nicht nur einen großen Schmuck, sondern gewährt auch den Pflanzen und Tieren eine erwünschte Stätte. Die Pflanzen treiben ihre Wurzeln in die vielen röhrenartigen Zwischenräumen des Kalksinter, auch welchem vielen von ihnen zugleich eine gedeihliche Nahrung ziehen, und kleiner Tiere finden in demselben einen Zufluchtsort, wenn sie von größeren verfolgt werden. Von größeren Kalksinterstücken baut man in der Mitte des Gefäßes einen Felsen, von welcher mit seiner Spitze das Wasser hervorragt, und, je nachdem man die Botanik oder die Zoologie vorherrschen lassen will, für letzteren Fall sogar noch über den Rand des Gefäßes herausragen kann. Die Porosität des Steins zeigt auch, in diese als Felseninsel emporstehende Spitze fortwährend Wasser in die Höhe, so dass in ihren Spalten und Risse gepflanzte Moose und andere kleinere Pflanzen freudig wachsen und so dem Stein das Ansehen eines bebuschten Felsen en miniature verleihen. Rings um den Fuß des kleinen Berges bedeckt man den Flusssand mit kleinen höchstens faustgroßen Steinstücken oder kleinen Bachkieseln. Sie geben nicht nur dem Boden das Ansehen eines felsigen Meeresboden, sondern verhindern auch die Tiere, den Sand aufzuwühlen, wodurch das Wasser getrübt werden würde.
Ehe ich weiter beschreibe, muss ich an meine Leser die Vorfrage richten, ob sie ihrem Aquarium mehr einen landschaftlichen Charakter geben wollen, oder ob es mehr das Ansehen eines Pflanzenkübels erhalten soll.
Nehmen wir zunächst letzteren Fall an ( nach welchem der Holzschnitt aufgefasst ist ), so muß in der Mitte des Gefäßes ein etwa 8 Zoll hoher und 4 Zoll weiter walzenförmiger Korb, aus ungeschälten Weidenruten weitläufig geflochten, gestellt werden, den man durch an Seite angelegte Kalksinterstücken verdeckt. In diesen Korb setzen wir mit etwas Teichschlamm einige größere Wasserpflanzen, die sich nun scheinbar aus dem Steinfelsen hoch über die Wasserfläche erheben. Der Korb ist überflüssig, wenn man aus passend geformten Steinen einen kleinen Krater für die Pflanzen zusammenbauen kann. Ohne der Liebhaberei für Ausländisches wehren zu wollen, so spreche ich doch in folgenden nur von einheimischen Pflanzen denn ich räume der Fremde nur erst dann ein Recht ein, wenn die Heimat sich als unzulänglich erweist. Und in der Tat bietet der Spiegel unserer Sümpfe und verschilfter Teiche genug Pflanzen dar, welche in das Aquarium versetzt sich sehr gut ausnehmen, ja welche vielen meiner Leser und Leserinnen wegen ihrer zum Teil aber abenteuerlichen Formen wie ausländische vorkommen werden. Zudem sind dese Pflanzen überall zu finden, wo die Ihnen zusagende Örtlichkeit zu finden ist, was in ganz Deutschland der Fall ist. Neben dem straußartig aus dem Mittelpunkt des Gefäßes hervorwachsenden höheren Pflanzen kann man teils in den Zwischenräumen der äußeren Steinumkleidung des Korbes, teils in den Fugen am Boden verteilten Steine kleinere Pflanzen anbringen; ja eine unserer schönsten Wasserpflanzen, der Froschbiß, Hydrocharis morsus ranae, schwimmt gerne ganz frei auf dem Wasserspiegel, indem sie ihre etwa fingerlangen, schön bewimperten Wurzeln in das Wasser frei herabhängen lässt.
Als die für diese Einrichtung des Aquariums (als Pflanzenkübel) geeignetsten Pflanzen, nenne ich folgende: 1. Das Pfeilkraut, Sagittaria sagittfolia, nächst den gelben und weißen Seerosen unstreitig diejenige Pflanze, welche dem landschaftlichen Charakter unserer Teiche und Lachen einen geradehin tropischen Zug verleiht. Schon mancher wollte mir kaum glauben, dass die Pflanze mit dem vollkommen einem Pfeile gleichenden Blatte und den sonderbar dreiblättrigen Blümchen eine gemeine deutsche Wasserpflanze sei. 2. Der Igelkolben, Sparganium ramosum. Auch dieses schilfartige Gewächs mit den abenteuerlichen Blüten wächst beinahe in jedem Teiche und ist doch außer Botanikern, Fischern und – Badenden den wenigsten bekannt. 3. Der Froschlöffel, Alisma Plantago. Neben den pfeilförmigen und den langen säbelförmigen Schilfblättern der beiden vorigen bietet eine dritte Blattgestalt diese in jedem Graben wachsende Pflanze. Ihre Blätter sind länglichrund. Ihr mit vielen Hunderten dreiblättriger rosenroter Blüten übersäter Blütenschaft bildet ein zwei Fuß hohes, ungemein zierlich und leicht verästeltes Bäumchen. 4. Das Riedgras oder Segge, Carex. Von dieser artenreichen Gattung sollte man stets jenen dreien Gewächsen eine ihrer größten Arten beigesellen, namentlich C. stricta, limosa, vesicaria, ampullacea oder Pseudocyperus. Die ansehnlichen, äußerst zierlich aus zahlreichen Schlauchfrüchten zusammengesetzten weiblichen Blütenähren, welche auf zarten Stielen bogig überhängen, werden vielen zum ersten Male zu Gesicht kommen, da diese schönen Gräser meist an unzugänglichen Stellen sich verbergen.
Diese vier Pflanzen reichen zu einer Gruppe vollkommen aus; ich nenne jedoch noch einige, welche sich ebenfalls dazu eignen.
Die Wasserviole, Butomus umbellatus. Die hat über 1 Elle lange aufrecht stehende bandförmige Blätter und auf hohem Schafte reiche Dolde violetter Blüten. 6. Sumpfschlangenkraut, Calla palustris, die Gattungsschwester des bekannten Aronstabes, Calla aethopcia; jedoch niedriger beleibend und mit herzförmigen Blättern. 7. Die Sumpfbrunnenkresse Nasturtium palustre; sie empfiehlt sich durch ihre fein fiederspaltigen Blätter und findet sich überall in Gräben. Gar nicht oder nur wenig treten über den Wasserspiegel empor. 8. Die Wassernuss, Trapa natans, eine zierliche auf dem Wasser schwimmende Blattrosette bildend. 9. Das Hornblatt, Ceratophyllum demersum. 10. Das krausblättrige Laichkraut, Pota mogeton crispus. 11. Der Wasserstern, Callitriche verna. 12. Der Froschbiss, Hydrochatis morsusu ranae.
Soll das Aquarium vorzugsweise eine kleine botanische Garteninsel für möglichst viele Sumpf- und Wasserpflanzen werden, mit nur beschränktem Spielraum für die Fischchen am Umfange des Steinbeetes, wozu der Kalksinter so sehr passende Gelegenheit bietet, so wähle man auch nachbenannten Pflanzen, die fast überall auf den deutschen Moorbrüchen wachsen: 13. Der Fieberklee, Menianthes trifoliata, eine unserer schönsten deutschen Pflanzen mit einem schlanken Schafte welcher hyazinthenähnliche, blenden weiße, inwenig zart bebartete Blumen trägt. 14. Das Vergissmeinnicht, Myosotis palustris. 15. Der Gagel, Myrica massia palustris, eine wunderschöne Blume. 17. Die Kriechweide, Salix repens, ein astreiches Weidenbüschchen, welches nicht über eine Spanne hoch wird. 18. Swertia perennis mit dunkelblauer Sternblume. 19. Die Sumpftofieldie, Tofielda palustries. 20. Mehrere Orchisarten, z. B. Orchis viridis, conopsen, palsutris u. a. 21. Die Sumpfheidelbeere, Vaccinium oxycoccos, ein zarter kriechender Strauch mit fadendünnen Stämmchen und rosenroten Blüten. 22. Die Bärenwurzel, Meumathamanticum, eine kleine Dolde mit haarfeinen, tausendfältig zerschlissenen Blättern. 23. Das Siebenfingerkraut, Cmarum palustre, mit schönen aus sieben Blättchen zusammengesetzten Blättern und schwarzroter Blume. 24. Die Rauschbeere, Empetrum nigrum, ein höchst zierlicher, dicht mit kleinen Blättchen bedeckter, kleiner Strauch von Fingerlänge- 25. Moorheide, Erica Tetralix, den capischen Heiden unserer Gewächshäuser nicht nachstehend. 26. Der Wassernabel, Hydrocotyle vulgaris, ein zartes Gewächs mit kreisrunden, sonnenschirmartig auf dem Blattstiele sitzenden Blättern. 27. Die Borstbinse, Scirpus setaceus, ein äußerst zartes Gras, welche dichte kleine Rasen bildet.
Unser Aquarium ist vielleicht auch berufen, unsere zarteste deutsche Pflanze, welche ihren fast märchenhaft lautenden Namen, Sonnentau, Drosera rotundifolia, mit Fug und Recht trägt, von ihrem für die Spaziergänger fast unzugänglichen Standorte in unserem Zimmer zu versetzen. Diese reizende Gewächs wächst immer auf den wassergetränkten Moospolstern mooriger Wiesen und würde ohne Zweifel, mit einem Moosbüschel zugleich ausgehoben und mit diesem in das Aquarium versetzt, in diesem gedeihen und, was man fest behaupten darf, staunendes Erzücken erregen. Überhaupt ist es Freunden der kleinen, meist so zierlichen Pflanzenformen anzuraten. Im Aquarium ein nur 1-2 Zoll über dem Wasserspiegel emporragendes steinumfriedigtes Moorbett für diese einzurichten. Endlich sind noch einige höhere Gewächse nachzutragen, welche namentlich im Frühjahr das Aquarium schmücken: 28. Die Dotterblume, Caltha palustris, welche als kräftiger voller Stock mit seinen großen dottergelben Blumen im März und April dem Aquarium einen schönen Schmuck verleiht. 29. Die Waldbinse, Scirpus silvaticus. 30. Die Wollgräser, Eriphorum latifolium, augustfolium und vaginatum, zieren nach dem Verblühen ihren Standort durch die blendenweißen Wollbüschel der Fruchtähren. 31. Die gelbe Schwertlilie, Iris Pseudoacorus.
Ist eine der Auswahl aus den genannten 31. Pflanzen getroffen und dieselben teils auf dem Grunde, teils in den Fugen des Mittelfelsens und in dem Korbe im Inneren dieses nur mit wenig Schlammerde eingepflanzt, so füllt man das Gefäß bis etwa 3-4 Zoll unter dem Rande mit Fluss- oder Bachwasser. Um nicht zu lange Zeit ein trübes Wasser zu haben, gießt man es natürlich ruhig und langsam ein, womöglich so, dass es gegen die innere Wand des Gefäßes strömt, und von dieser breit auf den Boden abfließt. Am besten bedient man sich beim Ein- und Ausgießen des Wassers eines Guttaperchaschlauches als Heber.
Der Kalksinter enthält oft, namentlich wenn es Stücken sind, die nicht frisch gebrochen wurden, sondern vielleicht schon lange Zeit am Boden der Witterung ausgesetzt gelegen haben, in seinen Zwischenräumen Erde und Staub, welche man mit einer Bürste oder einem kleinen Besen von Birkenreisern vorher auswaschen muss, damit nicht das Wasser lange Zeit dadurch getrübt wird, indem sich diese anhängende Masse erst nach und nach ablöst. Hat man kein Flusswasser zur Hand, so kann man auch reines Brunnenwasser nehmen, dessen Kohlensäure zwar sofort etwas von dem Kalk auflösen und das Wasser für einige Stunden etwas milchig machen wird, worauf sich aber die dadurch gebildete, sehr geringe Menge weißen Kalkpulvers auf dem Boden niederschlagen wird, so dass der Niederschlag nicht einmal als weiße Farbe darauf sichtbar bleibt. Hier entwickelt sich anfangs, sehr lebhaft der bekannte Kalkgeruch, der aber bald verschwindet. Nach dem Einfüllen des Wassers auf dessen Oberfläche schwimmenden Körperchen, entfernt man leicht, indem man die Hand in das Wasser taucht, an der dieselben, wenn man sie wieder herauszieht, hängen bleiben. Man spült sie dann von der Hand in einem anderen mit Wasser gefülltem Gefäß ab.
Wenn wir nun die Anlegung des Aquariums mehr in den landschaftlichen Charakter auffassen, haben wir manche der genannten Pflanzen zu vermeiden und einige andere hinzuzufügen. Wir werden dabei den Busch in der Mitte ganz wegzulassen haben, vielmehr in der Mitte eine womöglich mehrkuppige kleine Felseninsel auftürmen und bis vielleicht 5-8 Zoll über dem Randes Gefäßes herausragen lassen. Es ist dabei maßgebend, ob die Porosität des Kalksinter imstande ist, das Wasser so hoch über dem Spiegel desselben emporzusaugen, denn im entgegengesetztem Falle würde man die Steine weniger über das Wasser herausstehen lassen dürfen, da dieselben durch und durch immer feucht sein müssen. Es ist gut, wenn zu dieser Auffassung zunächst das untere Fünftel der Höhe des Gefäßes, welche der engste Teil desselben ist mit groben Flusssand ausfüllt und dann erst auf dieselben den Kalksinterfelsen aufführt, wobei man am wenigsten vergessen darf, die ganze, nun beträchtlichere Grundfläche mit kleineren Brocken von Sinter zu belegen. Hat man dazu ein sehr weites Gefäß, so dass man vielleicht über eine runde Bodenfläche von einer Elle Durchmesser zu verfügen hat, lässt sich auf dem sandigen Grunde leicht ein Miniaturbild von untermeerischen Gebirgszügen und dazwischenliegenden sandigen Ebenen darstellen. Sechs pariser Zoll Wassertiefe ist dann hinreichend, damit die kleinen Felsenpartien nicht zu tief im Wasser stehen und an ihren Seiten und auf den Kuppen mir passenden Gewächsen bepflanzt werden können. Hierzu eignen sich nun ganz vorzüglich einige unserer deutschen Farrenkräuter, deren Wurzelstock selbst im Wasser stehen darf, jedoch nur so tief, dass die sich bildenden jungen Wedel sogleich aus dem Wasser heraustreten können. Von unseren Farren sind am tauglichsten 32. und 33. die beiden Tüpfelfarren, Polypodium Dryopteris und P. Phegopteris; für eine Stelle über dem Wasser auch 34. P. vulgare, ebenso der in den westlichen Teilen Deutschlands vorkommende 35. Ceterrach, Ceterrach officinarum, 36. der Rippenfarren, Blechnum Spicant, 37. die Mauerraute, Asplenium ruta muraria, und 38. der schöne Haarfarren, Asplenium Trichomanes. Ganz vorzüglich durch die zarte Zerteilung des Laubes empfiehlt sich auch ( jedoch nicht tief unter dem Wasserspiegel zu bringen ) 39. der zerbrechliche Blasenfarren, Cystopteris fragilis. Will man vielleicht aus der Felspartie in der Mitten einen größeren Farrenbusch seinen schönen Fächer entfalten lasse, so dient dazu irgendeine Art der Schildfarren, Aspidium, vor allem 40. A. Thelypteris und A. Oreopteris, welche auch eine tiefe Einsenkung ihres Wurzelstocks unter Wasser vertragen: dasselbe gilt 42. von dem prachtvollen Königsfarren, Osmunda regalis, welcher auf Moorwiesen und in moorigen Waldungen an vielen Orten Deutschlands vorkommt.
So können wir die ganze Pflanzenwelt unseres Landschafts-Aquarium aus lauter Farrenkräuter herstellen. Das lebhafte Grün der vielgestaltigen Wedel ( so nennt man das Laub der Farrenkräuter ), die zierlichen Fruchthäufchen auf deren Rückseite ohne sich einmischende Blütenformen bringen einen eigentümlichen fast fremdländischen Charakter hervor. Erinnert uns unwillkürlich an jene Pflanzenwelt aus deren Überresten sich unsere mächtigen Steinkohlenlager gebildet haben, und in welcher die Farrenkräuter, freilich meist als ansehnliche Bäume, den Hauptzug bildeten. Dann dürfen wir aber, umd die Ähnlichkeit vollständig zu machen, 43. den Waldschafthalm, Equisetum silvaticum, nicht vergessen, dessen quirlartig verästelte Stengel die elegantesten Bäume bilden. Er verträgt den Stand im Schlamm sehr gut.
Will man auch einige andere Gewächse zwischen den Farren verteilen, so empfiehlt sich dazu von den aufgezählten ganz besonders Nr. 21, 22, 24, 25, 26, 27.
Von allen diesen für die landschaftliche Gruppierung aufgezählten Pflanzen wähle man kleine Exemplare aus, die man mit ein wenig Moorerde in passende Grübchen und Fugen der Steine locker einbettet.
Noch ist aber eines wesentlichen Schmuckes zu gedenken: Der Wassermoose. Ziemlich viele Arten unserer Laubmoose wachsen entweder geradezu im Wasser, namentlich in steinigen Bächen, oder wenigstens auf moorigen Wiesen und gedeihen dann auch sehr gut in dem Wasser unseren Aquariums. Namentlich in gebirgigen Waldgegenden wird man leicht solche Moose selbst auffinden, die man dann mit den Steinchen, an denen sie fest sitzen, einsammelt, und ohne sie dann unterwegs vertrocknen zu lassen, in das Gefäß bringt. Ich nenne, obgleich hier eine namentliche Bezeichnung kaum nötig ist, 44. bis 46. mehrere Astmoose, namentlich Hypnum riparium, H.. palustre und H. alpecurum zbd 47. das Drehmoos Funaria hygrometrica. In die Fugen der feuchten Oberfläche der Steine passen 48., 49. die Sternmoose, Mnimum cupidatum, und punctatum 50. der graue Gabelzahn , Dicranum glaucum, und 51. einiger der kürzeren Arten der Gattung Wiederthon, Polytrichum.
Endlich sind zum Schluss der Pflanzenwelt noch die Algen zu erwähnen, jeden bekannten grünen Fadenschöpfe der Bäche und Mühlengerinne. Man wähle solche, welche im Wasser an den Steinen und Baumwurzeln festsitzen, da diese am meisten einen regelmäßigen schopfartigen Wuchs haben. Alte Mühlräder werden am leichtesten einen Vorrat liefern.
Wir gehen nun zur Tierwelt unseres Aquariums über. Wollen wir in diesem den Pflanzenschmuck vorherrschen lassen, so werden wir uns mit wenigen Arten von Tieren begnügen müssen, indem natürlich diejenigen zu vermeiden sind, welche von den Pflanzenwurzeln und Blättern leben. Dahin gehören vor allen alle, wenigsten die größeren pflanzenfressenden Wasserschnecken. Da aber dieser gerade durch ihre Lebensweise viel Unterhaltung und Belehrung bieten, so kann man wenigsten einige wenige aufnehmen. Diese großen Arten sind die große Schlammschnecke, Limnaeus stagnalis, und die hornfarbige Tellerschnecke. Im Frühjahr legen sie ihre kristallhellen gallertartigen Eierlaich an den Glaswänden ab, und man kann dann mit einer einfachen Lupe die Entwicklung der jungen Schneckchen von Tag zu Tag verfolgen. Aus dem winzigen hellgelben Dotterkügelchen entwickelt sich in einigen Wochen unter fortwährender langsamer Achsdrehung die kleine Schnecke mit dem Gehäuschen innerhalb eines Eierfaches im Laiche. Unsere beiden großen Sumpfschnecken: Paludina vivipara und fasciata sind fleischfressend und daher den Pflanzen nicht nachteilig. Sie reinigen im Gegenteil das Wasser von allerhand tierischen Abfällen. Sie bringen lebendige Junge zur Welt von Erbsengröße, und diese haben gleich ein Gehäuse von vier Umgängen. Die Sumpfschnecken können die Mündung ihres Gehäuses hinter sich mit einem hornartigen Deckel fest verschließen. Neben diesen großen Arten wimmeln die meisten Wiesengräben und sumpfigen Lachen von einer Menge kleiner Schneckenarten und auch einigen kleinen erbsengroßen Muscheln, von denen man viele aufnehmen kann. Die Tiere, deren zierliche Gehäuse sehr mannigfaltige Gestalten haben, bevölkern die Wände des Gefäßes auf eine angenehme Weise. Größere Muscheln, namentlich die Teichmuschel, Anodonta, und Flussperlenmuscheln, Unio, darf man nur aufnehmen, wenn das Tierreich vorherrschen soll, weil sie meist ohne Unterlass, freilich langsam wie der Zeiger der Uhr, den Grund durchfurchen und daher die Pflanzen aufwühlen.
Ich schalte hier die Jagd nach kleinen Schnecken und anderen kleinen Wassertieren ein. Sie ist nichts weniger als umständlich und zeitraubend. Man kann sie auf verschiedene Weise ausführen. Mit einem großem weißem sogenannten Zucker- oder Einmachglase geht man aus und sucht einen mit Pflanzen durchwachsenen und viel abgestorbene Blätter auf seinen Grunde enthaltenen Wiesengraben, oder eine solche Lache oder Sumpf. Mit der Hand oder einem Haken nimmt man aufs Geratewohl einige Klumpen von verwesenden Blätter und Wasserpflanzen und Stengelstückchen, die den Boden bilden, herauf und tut sie in das mit Wasser gefüllte Glas. Nachdem man den Brei etwas umgerührt hat, wodurch die darin enthaltenen Tiere sich in dem Wasser verteilen, so schöpft man, ehe sie zu Boden sinken, die entvölkerten Blätter heraus. Die übrigen in dem Wasser verteilten Dinge fallen zu Boden, während sich die Schnecken nach und nach alle an den Wänden des Glase versammeln, von denen man sie leicht abnehmen kann. Besonders ergiebig ist die Jagd wenn man in heißem Wetter einen Graben findet, welcher durch Austrocknung das Wasser ziemlich ganz verloren hat. Dann finden sich die Schnecken gewöhnlich in großer Menge in den noch nassen Blättern, welche recht eigentlich einen verfaulenden Blätterteig am Boden bilden. Dann kann man auch, wenn man das Glas nicht zur Hand, solche halbtrockene Klumpen zu Hause entvölkern. Eine andere Art der Jagd auf kleine Wassertiere geschieht mit einem Schmetterlingsnetz. In diesem wäscht man jene Blätterklumpen unter Wasser aus, wobei sich alle Tiere unten im Zipfel des Netzes ansammeln, während man die Blätter oben wieder herausfischt. Die gefangenen Tiere nimmt man ohne Wasser, bloß nass, in einem kleineren Glase, welches man dann mit etwas Moos locker zustopft oder in einer gebundenen, nicht geleimten Schachtel mit nach Hause nimmt. Das Wasser würde selbst auf einem nur eine halbe Stunden langen Heimwege warm und faulig und für die Tiere tödlich werden.
Bei dieser Jagd hat der, welcher sie zum ersten Male machte, ohne es zu ahnen, zugleich eine Menge andere Tiere erwischt, von denen viele in das Aquarium gehören. Auch nur ein Teil der selben hier namentlich aufzuzählen würde zu weit führen. Das Aquarium, wenn es dabei vorzugsweise auf tierisches Leben abgesehen ist, ist eben eine wahre Wasser-Menagerie, welche dem Freunde der Natur eine Menge kleine Geheimnisse, noch nicht gesehene Tiere, vor Augen führen wird. Zu entfernen sind von der unwillkürlichen Beute, die großen Wasserkäfer (namentlich Dytiscus marginalis und andere) und die Blutegel, weil beide den größeren Tieren und auch den Schnecken nachstellen. Sicherlich hat uns ein solcher Fischzug auch einige Larven der Köcherjungfern (Phryganea) verschafft. Sie sind vor allen Dingen zu beachten, denn sie sind geschickte Mosaikarbeiterinnen. Jede baut sich nach ihrer Art entweder von kleinen Rinden-, Holz- und Blattstückchen oder aus kleinen Schnecken- und Muschelschalen ein einen Zoll langes und längeres köcherförmiges Gehäuse, was sie immer mit sich herumschleppt. Vielleicht schwärmt eines Tages eine prächtige Libelle in unserem Zimmer herum, die wir als Puppe im Wasser auch mit eingefangen haben. Die Köcherjungfern sind weniger schön geflügelte Schwestern der Liebellen.
Zu den Fischen übergehend, haben wir unser Aquarium vor den räuberischen Fischen zu bewahren, den Forellen, Hechten und Barschen. Kleine Samenfischchen aller Art eigenen sich, denn der Fisch streckt sich nach der Decke und bleibt im kleinen Lebensraume ein Zwerg. Dies beweist der Goldfisch, eigentlich ein Karpfen, Cyprinus auratus, der in Bassins auch über ein Fuß lang wird, in unseren Gläsern aber in zehn Jahren nicht merklich wächst und höchstens vier bis fünf Zoll lang wird. Nebenbei gesagt, ist der Goldfisch, von Nationalität ein Chinese, der einzige aus fremdem Weltteilen bei uns eingeführte Fisch. Wir füttern unsere Fischchen, aber ja nicht zu reichlich, mit gedörrten Ameiseneieren (wenn es nicht eine Schande für einen Naturforscher ist, die Ameisenpuppen Eier zu nennen), weißen Oblaten, Brotkrümchen u. dergl. Sie finden außerdem mancherlei zu leben auf dem Grunde des Gefäßes, auf welchem sich mit der Zeit, wie in der freien Natur, als Beute für solches Getier kleine Pflänzchen und Tierchen einfinden. Die kleinen Ellritzen, die in einem Gefäße von der angegebenen Größe zu Hundert Platz haben, bilden ein sich munter umhertummelndes Fischpublikum neben den bedächtigen in Gold gekleideten Chinesen. Bringen wir als Wetterpropheten einen Wetterfisch, Cobitis fossilis, mit in das Aquarium, so müssen wir seinetwegen eine Stelle des Sandgrundes frei von Steinen lassen, damit er darin herumwühlen kann.
Wir kommen nun zu den Lurchen, wie wir echt deutsch die Amphibien nennen wollen. Leider herrscht vor ihnen ein grundloses Vorurteil bei den Leuten, welches einzig und allein bei der Kreuzotter oder Viper kein grundloses ist, obgleich ich die hässliche Kröte mit ihrem scharfen, aber durchaus nicht giftigen Harn durchaus nicht liebenswürdig wie das Fischchen nennen will. Aber die harmlosen Molche, namentlich die kleinen sogenannten Teichsalamander, Triton cinereus, mit den schönen Hautkamm über Rücken und Schwanz, gehören notwendig in das Aquarium, welches wie ihretwegen nicht zu hoch mit Wasser füllen dürfen, da sie sonst gerne herausklettern. Soll die Botanik in dem Aquarium die Hauptrolle spielen, so müssen die Molche leider wegbleiben, weil sie gern an den zarten Stämmchen, z. B. der Farrenkräuter, in die Höhe klettern und sie dann umknicken.
Das wäre nun ungefähr das Leben für unser Aquarium. Aber wird darin auch Leben bleiben? Wird es uns nicht viel Sorge und Mühe machen, es zu erhalten? Wie oft müssen wir das Wasser erneuern? Antwort: Niemals. Wenn die Pflanzen recht freudig gedeihen, so saugen sie mit ihren Wurzeln alle fauligen Stoffe auf, welche von dem Abgang der Tiere dem Wasser beimischen. In diesem Augenblick steht neben dem Arbeitstisch, an welchem dies geschrieben wurde, seit sechs Monaten ein großes Aquarium, ohne dass das Wasser einmal erneuert wäre. Nur zuweilen nachzufüllen hat man das, was durch die Verdunstung verloren geht. Doch weise man dem Süßwasseraquarium seinen Platz nicht an einem Fenster ein, dass von der Sonne stark und lange beschienen werden kann, damit das Wasser darin nicht zu stark erwärmt werde. Größere Leichen – tote Fische entgehen der Aufmerksamkeit nicht, weil sie sofort auf der Seite liegend, oben auf schwimmend – kann man leicht entfernen, ehe sie faulen. Gleichwohl sind in meinem Aquarium in der angegeben Zeit wenigsten zehn größere Schnecken gestorben und verfault, deren leere Gehäuse nun am Boden liegen. Ein Fisch ist darin noch nicht gestorben. Was das Tierleben gefährden könnte, wird sofort von den Pflanzen als gedeihliche Nahrung aufgenommen.
Dem Hornblatt (9), was langen Fichtentrieben ähnelt und sich in jedem Teiche findet, glaube ich vorzüglich das Gedeihen meines Aquariums zu schreiben zu müssen. Den im Oktober vorigen Jahres hineingelegte abgerissene fingerlange Stengel desselben sind seit dem zu ellenlangen, armleuchterähnlich beblätterten Girlanden erwachsen, welche im Licht ununterbrochen kleine Perlen von Sauerstoff austreten lassen und dadurch sowie wahrscheinlich durch eine lebhafte Einsaugung von Kohlensäure das Wasser für die Tiere atembar halten. Gleichgute Dienste würde ohne Zweifel die schwimmende Salvinie, Salvinia natans, leisten ein sehr niedlicher Wasserfarren, welcher sich in manchen Gegenden Deutschlands häufig auf dem Wasserspiegel großer Sümpfe findet.
So möge denn diese das reichhaltige Thema, welches dem eigenen Nachdenken und Erfinden immer noch Spielraum genug lässt, nur teilweise erschöpfende Mitteilung etwas dazu beitragen, die Freude an der Natur zu unterstützen.
Das Aquarium ist im häuslichen Familienkreise ein wirksames Mittel, die Kinderwelt an den vertrauten Umgang mit der Natur zu gewöhnen. Spielschulen und Kindergärten, ja jede gute Schule sollte sich dieses Mittel bedienen. Es schärft das Auge und längt die Beobachtungsgabe auf ein bisher von der Menge unbeachtet gelassenes Feld. Die Entwicklungsgeschichte der Schnecken, vieler Insekten, der froschartigen Lurche, gewährt nicht bloß dem wissbegierigen Auge des Kindes eine angenehme Unterhaltung, sondern vermittelt nützliches Wissen.
Dem See-Aquarium gegenüber hat das unsrige ganz entschieden einen Vorzug, den der Verbindung des unter dem Wasserspiegel sich erhebenden Grün der Gewächse, während im See-Aquarium alles unter Wasser bleiben muss.
Quellen:
Roßmäßler, Der See im Glase, Gartenlaube Nr. 19, 1856